FAQ: Füchse als Pelzlieferanten?
6.1 Füchse als Pelzlieferanten?
6.1.1 Unter welchen Bedingungen werden Füchse in Pelzfarmen gehalten?
Füchse werden typischerweise in über dem Boden aufgehängten Drahtkäfigen von etwa einem Quadratmeter Größe gehalten.
Die Enge der Käfige sowie der Wegfall praktisch aller natürlichen Verhaltensweisen führt zu gravierenden psychischen
Störungen, die sich in Kannibalismus, Aggression und stereotypen Bewegungsabläufen, seltener in Apathie und
Selbstverstümmelung niederschlagen. Dadurch, dass Kot und Urin durch den Drahtkäfig auf den Boden fallen, entfällt
die Käfigreinigung; der beißende Geruch der sich ansammelnden Exkremente ist jedoch für das Nasentier Fuchs
unerträglich. Außerdem schneidet der Draht des Käfigbodens in die empfindlichen Fuchspfoten, was zu Entzündungen,
häufig auch schwerwiegenderen Verletzungen führt.
Polarfüchse in Pelzfarm
(Foto: FurKills.com)
Rot- und Silberfüchse in Pelzfarm
(Foto: PeTA)
Literatur:
Haferbeck, E. (1988): Die gegenwärtigen Produktionsbedingungen in der deutschen Nerz-, Iltis- und Fuchszucht unter besonderer Berücksichtigung der Tierschutzproblematik. echo, Göttingen (Dissertation)
Scientific Committee on Animal Health and Animal Welfare (2001): Tierschutz und Pelzfarmen. Gutachten im Auftrag der Europäischen Kommission, 211.
6.1.2 Sind die Füchse in Pelzfarmen nicht längst domestiziert?
Von der Pelzindustrie wird oft das Argument ins Feld geführt, die in Pelzfarmen gehaltenen Füchse seien bereits
domestiziert, weswegen ihre Haltung nicht mit außergewöhnlichem Stress verbunden sei. Füchse werden jedoch erst
seit gut hundert Jahren in Pelzfarmen gezüchtet. Wenn man diesen Zeitraum mit der langen Entwicklung unserer heutigen
Haus- und „Nutz“tierrassen vergleicht, kann von einem „domestizierten Fuchs“ im eigentlichen Sinn des Worts nicht
die Rede sein.
Zuchtfüchse auf russischer Experimentalfarm
(Bild: TobitRiver/flickr.com)
In Russland laufen jedoch bereits seit Jahrzehnten Experimente, die zum Ziel haben, möglichst zutrauliche Füchse
mit vermarktbarem Fell zu züchten. Die Resultate dieser zweifelhaften Zuchtversuche führten zwar in der Tat dazu,
dass die betreffenden Füchse in mancherlei Hinsicht hundeähnliche Verhaltensweise an den Tag legten - darunter
Schwanzwedeln und stürmisches Begrüßen und Belecken der Züchter. Durch die gezielte Selektion im Hinblick auf
Zutraulichkeit litt jedoch die Fellqualität.
Und selbst wenn es domestizierte Füchse mit wunderschönem Pelz gäbe – würde jemand allen Ernstes einen Hund
monatelang in einen kleinen Drahtkäfig sperren wollen, nur um ihn danach zu töten und ihm das Fell über die Ohren
zu ziehen?
Literatur:
Nimon, A.J. & Broom, D.M. (2001): The welfare of farmed foxes Vulpes vulpes and Alopex lagopus in relation to housing and management: A review. Animal Welfare 10, 223-248.
Scientific Committee on Animal Health and Animal Welfare (2001): Tierschutz und Pelzfarmen. Gutachten im Auftrag der Europäischen Kommission, 211.
6.1.3 Wann und wie werden Füchse in Pelzfarmen getötet?
Fuchs mit Schnauzenelektrode vor der
Elektrokution (Foto: ALV)
Auf Pelzfarmen werden Füchse im Spätherbst, wenn sich das dichte Winterfell herausgebildet hat und die Tiere in
der Terminologie der Pelzzüchter „reif“ sind, getötet – und zwar mit Methoden, die den wertvollen Pelz nicht
zerstören. In manchen Farmen werden die Füchse unter den Augen ihrer entsetzten Käfignachbarn erschossen oder mit
Knüppeln erschlagen, seltener werden Giftspritzen eingesetzt.
Der wahrscheinlich gängiste Weg, Füchse in Pelzfarmen zu töten, ist die Elektrokution. Dabei wird dem Fuchs die Schnauze
mit einer zangenförmigen Elektrode verschlossen, während ihm eine zweite, stabförmige Elektrode in den After eingeführt
wird. Ein etwa zehn Sekunden dauernder Stromstoß aus einer Autobatterie mit nachgeschaltetem Transformator, der die
Spannung auf 115 oder 230 Volt erhöht, tötet das Tier.
Elektrokution eines Fuchses
(Foto: PeTA)
Noch unerträglicher sind die aus China und anderen asiatischen Ländern bekannt gewordenen Tötungs- und Pelzungsmethoden.
Verschiedene Tierschutzorganisationen haben in den letzten Jahren mit versteckter Kamera aufgenommenes Bild- und Videomaterial veröffentlicht, auf dem
zu sehen ist, wie Füchse und Marderhunde mit Knüppelschlägen und Fußtritten malträtiert werden, bevor ihnen schließlich -
weitgehend immobilisiert, aber noch lebendig - das Fell über die Ohren gezogen wird.
6.1.4 Wie viele Füchse werden jährlich in Pelzfarmen getötet?
Etwa 4.5 Millionen der gut 30 Millionen Tiere, die jedes Jahr in Pelzfarmen getötet werden, sind Füchse (alle
Fuchsarten eingerechnet).
6.1.5 Wie kann man Echtpelz von Kunstpelz unterscheiden?
Heutzutage ist Kunstpelz meist sehr hochwertig und nicht selten so sehr auf "echt" getrimmt, dass er nur noch schwer
von Echtpelz zu unterscheiden ist. Hinzu kommt, dass Tierpelze von der Modeindustrie immer häufiger geschoren und
gefärbt werden - paradoxerweise oft mit dem Ziel, sie nicht allzu leicht als Echtpelz identifizierbar zu machen.
Eindeutige Deklarationen sind insbesondere bei Pelzbesätzen an preisgünstigen Jacken und Mänteln selten. Wie also
kann man zweifelsfrei bestimmen, ob es sich bei einem Fellbesatz um Kunstpelz oder Tierfelle handelt?
- Ist Unterwolle vorhanden? Ziehen Sie die Oberhaare des Pelzes etwas auseinander und schauen Sie, was darunter zum
Vorschein kommt. Ist der Pelz lang bzw. ungeschnitten, ist bei Echtpelz manchmal die Unterwolle zu erkennen.
Diese besteht aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren.
- Ist Leder vorhanden? Echtpelz wird mitsamt Leder gewonnen und verarbeitet. Ziehen Sie die Haare vorsichtig
auseinander. Am darunter liegenden Gewebe können Sie erkennen, ob es sich um ein künstlich gewebtes Muster bzw.
Stoff handelt oder ob die Haare auf echtem Leder haften.
- Weichheit und Flexibilität der Haare: Echtpelz bewegt sich oft schon bei leichten Brisen. Wenn Sie ganz
sanft über den Pelz blasen und sich die Haare trotzdem bewegen, haben Sie wahrscheinlich Echtpelz vor sich.
- Wie riecht verbranntes Fell? Man kann Echt- von Kunstpelz unterscheiden, indem man ein paar Haare
verbrennt. Wenn Sie einen synthetischen Geruch wahrnehmen und die Haare zu kleinen, harten Klümpchen verschmelzen,
handelt es sich um Kunstpelz. Zerfallen die Haare jedoch und riecht es nach verbrannten Haaren, so handelt es sich
um Echtpelz.
(Die Tests wurden von der Tierschutzorganisation
Vier Pfoten gesammelt.)