FAQ: Fuchsjagd: Wie, wann, wo, warum?
5.1 Fuchsjagd: Wie, wann, wo, warum?
5.1.1 Wie viele Füchse werden von Jägern getötet?
Allein in Deutschland werden nach offiziellen Zahlen der Jagdverbände jedes Jahr rund eine halbe Million Füchse erschossen, in
Fallen gefangen oder anderweitig von Jägern getötet. In Österreich beläuft sich die sogenannte "Fuchsstrecke" derzeit auf
etwa 65.000 Tiere im Jahr, in der Schweiz auf rund 25.000.
Damit dürfte die Jagd in den meisten Gebieten Mitteleuropas die häufigste Todesursache für Füchse sein - Kugel, Schrot und Schlagfalle sind Studien zufolge
für 56 bis 80 Prozent der jährlichen Fuchsmortalität verantwortlich.
Fuchs im Schnee
(Bild: Yellowstone National Park)
Tote Füchse nach einer sog. "Fuchswoche"
(Bild: Fam. Pelli)
Literatur:
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.
Labhardt, F. (1990): Der Rotfuchs. Paul Parey, Hamburg/Berlin.
Heydon, M.J. & Reynolds, J.C. (2000): Demography of rural foxes (Vulpes vulpes) in relation to cull intensity in three contrasting regions of Britain. Journal of Zoology, 251, 265-276.
5.1.2 Warum werden Füchse gejagt?
Füchsen wird das Fell über die
Ohren gezogen (Bild: Kottke)
Die Beweggründe, die Menschen dazu bringen, Füchsen nachzustellen und sie zu töten, sind vielfältig. In Mittel- und Westeuropa sowie weiten Teilen Nordamerikas
dürfte der Hauptgrund Freude und Lust an der Jagd sein – hunderte von Jagdberichten, die in Büchern,
Jagdzeitschriften und Online-Medien veröffentlicht werden, stilisieren die Fuchsjagd mit Flinte oder Falle zu einem unglaublich
erregenden Erlebnis empor. Insbesondere die winterliche Ansitz- oder Lockjagd zur Paarungszeit sowie die Baujagd
finden sich immer wieder in den literarischen Ergüssen schreibender Waidmänner. Wer sich dafür interessiert,
entdeckt in den Online-Foren von Jagdzeitschriften wie "Wild und Hund" einen reichen Fundus entsprechender Beispiele.
Einige davon habe ich in der Rubrik
"Jäger über Füchse"
zusammengetragen.
Wo die "klassische" englische Form der Fuchsjagd, bei der die Füchse hoch zu Ross und mit Hundemeuten bis zur Erschöpfung gehetzt
werden, gesetzlich noch erlaubt ist, stehen nach Angaben der Jäger Tradition und Sport im Vordergrund (siehe dazu
beispielsweise Roger Longriggs Werk "The History of Foxhunting").
Zusätzlich spielt für einige Jäger und Fallensteller sicher auch das Fell eine Rolle, das sie dem getöteten Fuchs
über die Ohren ziehen können – für die einen als Trophäe, für die anderen als Handelsware. Nebenbei werden auch die
Fangzähne sowie bisweilen bei Rüden der Penisknochen als Trophäe genutzt. Alles in allem kann man jedoch davon
ausgehen, dass diese Motive durch gefallene Pelzpreise und eine sich verändernde Modewelt zumindest in der westlichen
Hemisphäre immer mehr zugunsten des Jagderlebnisses in den Hintergrund gerückt sind.
Erlegte Füchse, im Container entsorgt
(Bild: E.Tourin)
Berufsjäger, die zum Beispiel ein finanzielles Interesse an möglichst hohen Abschussquoten etwa bei zuvor ausgesetzten, teuren
Zuchtfasanen haben, sehen in Füchsen demgegenüber Schädlinge und Beutekonkurrenten, die es zu eliminieren gilt. In diesen
Fällen verschiebt sich der Fokus von der lustorientierten "Nutzung" der Fuchsbestände zu ihrer Bekämpfung - es geht darum, jeden
erreichbaren Fuchs so effizient wie möglich zu eliminieren.
Die Jägerschaft hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten großen PR-Aufwand betrieben, um den Fuchs als Schädling darzustellen. Es
wird angeführt, Füchse seien eine Bedrohung für andere Tierarten (siehe dazu
1.5.4, Rotten Füchse ihre Beutetiere aus?),
gefährliche Krankheitsüberträger (siehe die Punkte unter
3.1, Tollwut und
3.2, Fuchsbandwurm) oder landwirtschaftliche Schädlinge
(siehe dazu die Punkte unter
4.2, Füchse und Haus-/Nutztiere).
Dabei dürfte es sich jedoch weniger um echte Motive für die Fuchsbejagung handeln, sondern eher um Versuche, die Fuchsjagd vor den
Augen einer immer kritischeren Öffentlichkeit zu rechtfertigen.
Literatur:
Parin, P. (2003): Die Leidenschaft des Jägers. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg.
Longrigg, R. (1975): The History of foxhunting, Macmillan.
Cartmill, M. (1993): Tod im Morgengrauen. Artemis & Winkler, München.
sowie die großen deutschsprachigen Jagdzeitschriften, z.B. "Wild und Hund", "Jäger", "Die Pirsch", "Deutsche Jagd Zeitung" oder "Unsere Jagd" nebst den dazugehörigen Webpräsenzen.
5.1.3 Wie werden Füchse gejagt?
Erlegter Fuchs, am Hochsitz
aufgehängt (Bild: E. Dreyer)
Menschen haben sich eine große Vielfalt an Methoden ausgedacht, um Füchse (und natürlich andere Tiere) zu töten.
In England wurden Füchse noch vor gar nicht allzu langer Zeit mit Pferden und Hundemeuten bis zur Erschöpfung gehetzt.
Die englische Fuchsjagd gipfelte darin, dass das gejagte Tier von den Hunden bei lebendigem Leib zerrissen wird. Im
Jahr 2004 wurde die Tötung des Fuchses durch Jagdhunde bei Hetzjagden in Großbritannien
per Gesetz untersagt.
Stattdessen wurden im Rahmen sogenannter "Spurenjagden" Fährten mit Fuchsurin gelegt, denen die Jagdhunde nun folgen sollen.
Allzu oft stöbern die Hunde bei solchen Jagden jedoch trotzdem Füchse auf und töten diese, so dass sich faktisch wenig geändert hat.
Strafbar sind derartige "versehentliche" Tötungen von Füchsen nämlich nicht.
In den meisten Ländern - darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz - werden Füchse in der Regel mit Kugel,
Schrot oder Falle getötet. Beispielsweise lockt man sie mit Teilen von Wildkadavern (dem sogenannten "Luder"), mit dem Urin läufiger Füchsinnen
oder mit Imitationen der Klagelaute verletzter Beutetiere an und erschießt sie vom Hochsitz aus. Auf Treib- und Drückjagden werden die
verängstigten Füchse durch den von Treibern verursachten Lärm bzw. stöbernde Hunde aus der Deckung vor die Flinten
der wartenden Jäger getrieben. Die Baujagd ist eine besonders grausame Jagdart, bei der kleine, aber aggressive
("raubwildscharfe") Hunde in den Fuchsbau geschickt werden, um die Füchse herauszutreiben. Vor dem Baueingang warten dann bereits die Schützen
auf sie. Mutige Füchse lassen es dabei bisweilen auf einen Kampf mit dem Hund ankommen, der im schlimmsten Fall
für beide Beteiligten tödlich enden kann, oft aber zumindest zu gravierenden Verletzungen führt. Begeisterte Baujäger
listen im Internet nicht ohne Grund auf, was man alles dabei haben sollte, um den Hund nach einem solchen Jagdtag wieder zusammenzuflicken:
Verschiedene Medikamente, Infusionsschläuche, chirurgisches Besteck und Spritzen sind darunter, aber ebenso Tacker,
Gaze ("für das Einsetzen in größere Wunden") und Verbandsmaterial.
Im Winter rufen Jagdvereine vielerorts „Fuchswochen“ aus, bei denen es darum geht, revierübergreifend so viele Füchse
wie möglich zur Strecke zu bringen. Dabei kommen alle legalen Jagdarten zum Einsatz. Die Deutsche Jagd Zeitung veranstaltete
im Dezember 2021 gar einen Fuchsjagd-Wettbewerb – mit Urkunden und Medaillen für diejenigen Jäger, die die meisten Füchse
töteten.
Literatur:
gängige Jagdbücher, z.B.:
Hespeler, B. (2004): Fuchs und Marder erfolgreich bejagen. BLV, München.
Westerkamp, A. (2006): Fangjagd. Praxiswissen Jagd. BLV, München.
sowie die großen deutschsprachigen Jagdzeitschriften, z.B. "Wild und Hund", "Jäger", "Die Pirsch", "Deutsche Jagd Zeitung" oder "Unsere Jagd" nebst den dazugehörigen Webpräsenzen.
5.1.4 Ist die Fallenjagd auf Füchse legal?
Fuchswelpen in Jungfuchsfalle
(Foto: Johanna Kurz)
Leider ja, und zwar fast überall. In Nordamerika und weiten Teilen Asiens gibt es für die Fallenjagd wenig Einschränkungen;
so erfreuen sich dort die berüchtigten Tellereisen großer Beliebtheit. Sie fangen ihr Opfer an der Pfote und halten
es fest, bis der Jäger das gefangene Tier findet und tötet. Während dieser Zeit sind die Gefangenen den Angriffen
anderer Tiere hilflos ausgeliefert, und beißen sich oftmals die Pfote ab, um zu entkommen. Letzteres gilt
insbesondere für Fuchsmütter, die ihre Welpen nicht verhungern lassen wollen. Findet der Trapper das gefangene
Tier nach Stunden oder gar Tagen in der Falle, tötet er es mit Knüppelschlägen oder erschießt es.
In Deutschland sind per Gesetz nur noch Fallen erlaubt, die „sofort töten“ oder „unersehrt fangen“; zudem muss der
betreffende Jäger über einen sogenannten Sachkundenachweis verfügen, den er in einem Fallenlehrgang erwerben kann.
Die Realität sieht allerdings anders aus, wie verschiedene Studien zeigen – bei den angeblich „unversehrt fangenden“
Kastenfallen gerät das gefangene Tier in jenem Moment, in dem sich die Falle schließt, bisweilen in Panik, tobt umher und
verletzt sich dabei selbst. Auch spätere Fluchtversuche können zu schweren Verletzungen an Pfoten, Schnauze oder Zähnen führen.
„Sofort tötende“ Fallen wie etwa der sogenannte
Schwanenhals sind noch zweifelhafter. Hierbei wird das Tier,
das den Köder annimmt, meist durch den Schlag eines Metallbügels auf Hals oder Brustkorb getötet – aber nur, wenn ein Tier der richtigen Größe den Köder
aus der richtigen Position mit dem richtigen Körperteil annimmt. Wenn einer dieser Parameter nicht stimmt – etwa,
weil ein Fuchs auf die dumme Idee kommt, mit der Pfote am Köder zu zerren – resultiert das in Quetschungen und
blutigen Verletzungen bis hin zur Verstümmelung. Auch sogenannte Fangbunker, also Kisten, in denen die Totschlagfallen
eingebaut werden, können nur verhindern, dass ein Tier in eine zu kleine Falle geht, aber nicht, dass ein
Tier in einer zu großen Falle schwer verletzt wird.
Gang und Gäbe ist es darüber hinaus in den meisten Bundesländern, Jungfüchse bereits am Bau in speziellen Jungfuchsfallen zu fangen. Diese Drahtfallen
bestehen aus einem kastenförmigen Fangkorb, der über dem Baueingang befestigt wird. Beim Verlassen des Baus passieren die
Welpen eine Klappe, die ihnen den Weg zurück in die Höhle versperrt. Die so gefangenen Jungfüchse werden schließlich vom
Jäger erschlagen oder erschossen.
Dieser mit der Schnauze in eine "sofort tötende" Schlagfalle geratene und
vor Schmerz wimmernde Fuchs hatte Glück im Unglück -
Waldarbeiter fanden ihn vor dem Jäger und retteten ihn
(Foto: Deutscher Tierschutzbund)
5.1.5 Wann werden Füchse gejagt?
In vielen europäischen Ländern dürfen Füchse das ganze Jahr über getötet werden. Auch in Deutschland sehen längst
nicht alle Bundesländer eine Schonzeit für Füchse vor, und Fuchswelpen dürfen - mit Ausnahme von Berlin, Baden-Württemberg,
Hessen und dem Saarland - überall ganzjährig gejagt werden. Bundesweit verfügt Berlin über die fortschrittlichste
Jagdzeitenregelung. Dort sind erwachsene Füchse zumindest von Februar bis Oktober vor Nachstellungen geschützt.
Jungfüchse dürfen auch dort aber schon am 1. Mai wieder ganz legal mit Flinte und Falle zu Tode gebracht werden.
Die aktuellen Jagd- und Schonzeiten sind nach Bundesländern geordnet auf Websites wie
schonzeiten.de.
Wo es für erwachsene Füchse keine geregelten Schonzeiten gibt, gilt Paragraph 22 Absatz 4 des Bundesjagdgesetzes. Dieser
sagt aus, dass Elterntiere, die für die Aufzucht noch unselbständiger Jungtiere erforderlich sind, nicht getötet
werden dürfen. Ob ein erwachsener Fuchs für die Jungenaufzucht erforderlich ist, liegt letztlich jedoch
im Ermessensspielraum des Jägers - diese gesetzliche Regelung dürfte also weitestgehend nutz- und wirkungslos sein.
Hinzu kommt, dass Schonzeitvergehen praktisch nie zur Anzeige kommen.
In Jagdforen und -zeitschriften ist immer wieder zu lesen, dass Jungfüchse spätestens im Juli in der Lage seien,
für sich selbst zu sorgen, und man zu diesem Zeitpunkt daher getrost wieder Jagd auf Altfüchse machen könne.
Diese Denkweise spiegelt sich auch in den Schonzeitregelungen der meisten Bundesländer für Altfüchse wider. Tatsächlich
ist aber nachgewiesen, dass viele Fuchswelpen erst im April oder Mai zur Welt kommen - und dann im Juli natürlich
bei weitem noch nicht selbständig sind. Infolgedessen dürften Jahr für Jahr viele Fuchswelpen qualvoll erfrieren
oder verdursten, weil ihre Eltern von Jägern getötet wurden.
Literatur:
Zimen, E. (1992): Vorwort zu Schumann, G., Mein Jahr mit den Füchsen. Wartberg, Gudenberg-Gleichen.
5.1.6 Gibt es Gebiete, in denen Füchse nicht gejagt werden?
Im gesamten Verbreitungsgebiet des Rotfuchses gibt es Reservate oder Nationalparks, in denen er nicht gejagt wird –
dies sind Orte, an denen Füchse weitaus einfacher zu beobachten und weitaus weniger scheu sind als dort, wo
Interaktion zwischen Mensch und Fuchs in erster Linie als einseitiger Krieg stattfindet. Das gilt etwa für die
meisten Nationalparks. Bekannte Beispiele dafür sind etwa der kanadische Prince-Albert-Nationalpark, in dem der
Biologe J.D.Henry zahlreiche Studien durchführte, oder der italienische Gran Paradiso-Nationalpark. Aber auch
in Deutschland verzichten elf der 16 Nationalparks auf die Bejagung von Füchsen (darunter etwa die Parks Berchtesgaden,
Bayerischer Wald, Nordschwarzwald, Eifel, Harz, Hunsrück und Hainich).
Im Schweizer Kanton Genf wurde die Hobbyjagd schon 1974 per Volksentscheid abgeschafft. Zwar werden Wildschweine
noch durch staatlich bestellte Wildhüter zur Vermeidung von Wildschäden geschossen, Füchse und andere Tiere dagegen
nur, wenn sie krank, verletzt oder verhaltensauffällig sind. Das Fazit ist durchweg positiv: Wie der Genfer
Faunainspektor Gottlieb Dandliker betont, ist die Artenvielfalt dort mittlerweile um ein Vielfaches größer als
zu Zeiten, in denen noch gejagt wurde. Seltene Vögel seien zurückgekehrt, und die Dichte der Hasenpopulation zähle
zu den höchsten in der Schweiz. Von explodierenden Fuchsbeständen, zusammenbrechenden Vogel- oder Niederwildpopulationen
und ausufernden Wildkrankheiten gebe es keine Spur. Laut einer Meinungsumfrage aus dem Jahr 2006 unterstützen daher
rund 90 Prozent der Genfer Bürger das Jagdverbot.
In den Niederlanden ist Reineke mit dem Inkrafttreten des neuen Naturschutzgesetzes ("Flora- en Faunawet") im Jahre
2002 auf Initiative der damaligen Mitte-Links-Regierung ganzjährig unter Schutz gestellt gestellt worden. Obwohl
keinerlei nachteilige ökologische oder landwirtschaftliche Folgen nachgewiesen werden konnten, brach ein wahrer
Proteststurm in der niederländischen Jägerschaft aus, der nach der Machtübernahme einer von Jägern durchsetzten
konservativen Regierung im Jahr 2005 dazu führte, dass Füchse wieder ganzjährig zum Abschuss frei gegeben wurden
(siehe dazu den Artikel
Füchse in den Niederlanden: Quo vadis, Reineke?).
Bestand hatte dagegen das Jagdverbot auf Füchse, dass Luxemburg im Jahr 2015 gegen den massiven Widerstand der dortigen
Jägervereinigung beschlossen hat. Für die Bejagung des Fuchses, so der damalige grüne Staatssekretär im Umweltministerium
Camille Gira, gebe es schlicht und ergreifend „keinen objektiven Grund“. Die Luxemburger Jäger prophezeiten damals
apokalyptische Zustände, die – das wird an diesem Punkt kaum noch überraschen – ausblieben. Es gibt keine Anzeichen
für einen Anstieg der Fuchspopulation und keinen Einbruch der Bestände seltener Tierarten. Auch die Befallsrate der
Füchse mit dem Fuchsbandwurm schnellte keinesfalls in die Höhe. Im Gegenteil: Lag sie im Jahr 2014 noch bei etwa 40
Prozent, war sie im Jahr 2019 auf weniger als 20 Prozent gesunken.
Ein weiteres Land, in dem Füchse grundsätzlich nicht gejagt werden, ist Israel. Umweltministerin Gila Gamliel unterzeichnete
dort 2021 sogar ein Gesetz, das den Handel mit Pelzprodukten in der Modeindustrie landesweit verbietet.
5.1.7 Was sind Schliefanlagen?
Junger Fuchs in Schliefanlage
In sogenannten Schliefanlagen werden Jagdhunde zur sogenannten Baujagd auf Füchse abgerichtet, bei der "raubwildscharfe"
Jagdhunde im Bau verharrende Füchse vor die Flinten der draußen wartenden Jäger treiben sollen. Diese Abrichtung
erfolgt an lebenden Füchsen, die eigens für dieses Zweck gefangen wurden und zwischen den einzelnen Abschnitten der
Jagdhundausbildung in Käfigen gehalten werden. Bevorzugt werden für die Jagdhundeausbildung junge, unerfahrene Jungfüchse
eingesetzt.
Warten auf die Tortur
Die Schliefanlage selber ist einem Fuchsbau nachempfunden und besteht aus einem System von Betonröhren, durch das der abzurichtende Hund den Fuchs jagt. Um
Kämpfe zwischen "Übungsfuchses" und Jagdhund zu vermeiden, sind einzelne Abschnitte der Anlage durch Schieber abtrennbar.
Auch wenn die Schieber den direkten Kontakt zwischen Fuchs und Hund verhindern, flüchtet der Fuchs in Panik. Im Kessel
angekommen, besteht keine weitere Fluchtmöglichkeit mehr; nur das Gitter des letzten Schiebers trennt den Fuchs noch von
seinem Todfeind, der ihn aus nächster Nähe anbellt. Jäger behaupten gerne, die Füchse seien bei dieser Prozedur entspannt – so
entspannt, dass sie im Kessel sogar einschliefen. Tatsächlich verfallen die Füchse jedoch durch den anhaltenden extremen
Stress in eine Art Schockstarre und können apathisch reagieren oder sogar zu schlafen beginnen. Sie gewöhnen sich auch
nicht mit der Zeit an die Tortur.
Wenn es doch einmal "versehentlich" dazu kommt, dass der "raubwildscharfe" Jagdhund sich in den Fuchs verbeißt, muss das aus
Jägersicht nicht unerwünscht sein, da - so Jagdbuchautor Neumann - nur so "der Fuchs (...) in seiner unmittelbaren Wehrhaftigkeit (...) kennengelernt wird".
Am Ende der Ausbildungssaison werden
die "Übungsfüchse" bisweilen getötet
Erschreckenderweise gibt es auch Zoos und Tier- oder Wildparks, die "ihre" Füchse Jagdhundevereinen für die Abrichtung von
Jagdhunden überlassen. Das wurde etwa
vom Hochwildschutzpark Hunsrück in Rheinböllen
und vom
Wildpark Frankenberg bekannt. Vermutlich gibt
es viele weitere derartige Arrangements zwischen Wildparks und Jägern. Falls Sie auf entsprechende Hinweise oder Belege stoßen, würden wir uns freuen, von Ihnen
zu hören.
5.1.8 Was kann man gegen die Fuchsjagd tun?
Da die Fuchsjagd in den meisten Ländern leider völlig legal ist, bleibt einem oft nichts anderes übrig,
als meinungsbildend auf seine Umwelt einzuwirken. Füchse haben bei manchen Menschen einen schlechten Ruf, und so
ist es wichtig, positive Informationen über sie zu streuen, verzerrte Bilder und falsche Annahmen zu korrigieren
und Sympathie für Meister Reineke zu wecken.
Gemäß einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2020 befürworten weniger als zehn Prozent der Deutschen die Fuchsjagd.
Eine überwältigende Mehrheit ist also der Meinung, dass man Meister Reineke in Frieden lassen sollte. Dass die Politik
sich dem nicht beugt, liegt schlichtweg daran, dass diese Mehrheit schweigt und einer kleinen, aber einflussreichen
und lautstarken Minderheit das Feld überlässt. Damit sich die Umfragewerte auch in politischen Entscheidungen
niederschlagen, müssen die Freunde des Fuchses ihr Schweigen brechen, ihre Stimme erheben und handeln.
- Wenn in den Medien Berichte über Füchse oder Fuchsjagd veröffentlicht werden, schreiben Sie Zuschauer-
oder Leserbriefe, die - je nach Färbung des Artikels - Fehlannahmen richtigstellen oder die Autoren für ihre faire
Berichterstattung loben. Fassen Sie sich möglichst kurz und bleiben Sie sachlich und faktenorientiert; das erhöht
die Chancen, dass z.B. ein Leserbrief veröffentlicht wird.
- Lebt in Ihrer Nachbarschaft ein Fuchs, versuchen Sie, die Einstellung Ihrer Nachbarn zur Anwesenheit des Tieres
herauszufinden. So lassen sich eventuelle Vorurteile ausräumen, und Sie stellen sicher, dass nicht gleich der
Jäger gerufen wird.
- Nutzen Sie sich bietende Gelegenheiten, in ihrem Bekanntenkreis auf Hintergründe und Folgen der (Fuchs)Jagd
aufmerksam zu machen.
- In den sozialen Medien wird viel über Füchse und Fuchsjagd diskutiert, und auch das wirkt letztlich meinungsbildend.
Warum sich nicht einmal in solche Auseinandersetzungen einbringen, etwa mit Hilfe der Argumente und Quellen in unseren Zusammenfassungen wissenschaftlicher Literatur?
Das führt dazu, dass die vielen guten Argumente gegen die Fuchsjagd Eingang in immer mehr Köpfe finden und sich verfestigen.
Letzten Endes erhöht es auch den Druck auf die Politik, Änderungen herbeizuführen.
- Immer wieder finden von Tier- und Naturschutzvereinen Protestaktionen statt, ob gegen die Fuchsjagd per se oder bestimmte
jagdliche Ereignisse wie Fuchswochen, Hubertusmessen oder Schliefanlagen. Warum nicht einmal daran teilnehmen?
- Sofern Sie Grundbesitzer und Zwangsmitglied in einer Jagdgenossenschaft sind, haben Sie die Möglichkeit, mit
Ihrem Grundeigentum aus der Genossenschaft auszutreten und damit die Jagd auf Ihrem Grund und Boden zu unterbinden.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied 2012, dass die Zwangsbejagung von Grundeigentum einen Verstoß gegen
die Menschenrechte darstellt und daher zu beenden ist. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft in Jagdgenossenschaften,
erfolgreichen Austritten sowie dem Kampf gegen die Zwangsbejagung finden sich auf der Website der Initiative
Zwangsbejagung ade.
- Unsere Wahlentscheidungen und die Forderungen, die wir an unsere WahlkreisvertreterInnen und -kandidatInnen stellen,
sind weitere Möglichkeiten politischer Einflussnahme. Warum nicht einmal den Vertreter Ihres Wahlkreises bei einer Bürgersprechstunde
in eine Diskussion über die sinnlose und grausame Jagd auf Füchse verwickeln?
- Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, dass zumindest die geltenden Gesetze auch angewendet werden. Wer beim Waldspaziergang
die Augen aufmacht, kann womöglich Rechtsverstöße von Jägern aufdecken: Sind illegale Fallen aufgestellt? Sind legale Fallen
zur Zeit der Jungenaufzucht fängisch gestellt? Werden an sogenannten Luderplätzen (Lockfütterungen für Füchse in Schussdistanz
zu Hochsitzen) nicht nur Wildkadaver, sondern vielleicht auch Überreste von Haus- oder Nutztieren ausgelegt? Wo immer man
rechtlich zweifelhaftes Verhalten von Jägern beobachtet, sollte man das dokumentieren, nach Möglichkeit einen Zeugen hinzuziehen,
und es dann bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige bringen. Es schadet auch nicht, die Lokalpresse hinzuzuziehen.
- Zu guter Letzt kann man Organisationen unterstützen, die sich praktisch, medial und politisch für den Fuchs einsetzen:
Im Aktionsbündnis Fuchs haben sich beispielsweise zahlreiche
Vereine zusammengefunden, die gemeinsam für die Abschaffung der Fuchsjagd kämpfen.